26
Aug
2005

...

Der Bus bleibt stehen und ich verabschiede mich von ihr - es ist DIE Haltestelle ...und er steht draußen. - nein bitte nicht... jedesmal dieselbe Haltestelle und nie steigt er ein - wirklich nie .... er hat ja ein Auto - aber heute... Warum gerade heute? Warum gerade jetzt? Wieso nicht eine halbe Stunde später mit dem nächsten Bus?

Oft hab ich mir vorgenommen hier auszusteigen, und ihn besuchen zu gehen - nur mal so, um zu sehen wies im geht. Wenn ich ja schon im Grunde jeden Tag zweimal vorbeifahre...

Ich presse mich etwas fester an die Glasscheibe und vertiefe mich in mein Buch, obwohl ich nicht lese. Nein im Gegenteil, ich schaue durch die Spiegelung im Fenster ... Ob er nach hinten kommt? Der Platz neben mir wär ja frei .... Bitte nicht.
Ich weiß nicht, ob ich jetzt reden will. Es sind so viele Menschen im Bus und es kommt so plötzlich...
Gut, er setzt sich zwei Plätze schräg vor mich. Ich kann aufatmen... Ein guter Beobachtungsposten den ich nun habe - und das Buch als Tarnung. Immer wenn sein Kopf ein bisschen nach links geht, lese ich weiter, einige Wörter, ohne zu wissen, was ich da lese... Schließlich käme es ja blöd, wenn er mich bemerken würde und es nicht so rauskäme, als hätte ich ihn nicht bemerkt...

Er schaut wirklich schlecht aus. Eingefallenes Gesicht - vom vielen Alkohol? Sein Fuss hat er nach vorn gestreckt - ich glaub er hat einen Gips, denn er erzählt der Frau die ihn darauf anspricht etwas, das ich nicht verstehen kann. (Auch wenn er humpeln würde, ich hätte es durch die Glasscheibe nicht gut erkannt und die Srtecke die er zu seinem Platz zurückgelegt hat, war zu kurz um darauf zu achten.)
Er redet mit ihr,... ich glaub es geht um sein Bein - muss etwas passiert sein...

Endstation.

Ich steig nach ihm aus, um zu sehen, wo er hingeht, obwohl ich sowieso weiß was er jetzt macht, ja ich weiß es ziemlich sicher, denn er humpelt.
Er stellt sich bestimmt bei der Linie 60 hin um ins Krankenhaus zu fahren. Kontrolle vielleicht wegem Bein?
Oh wie recht ich hatte, da steht er nun - nein, er setzt sich neben eine junge Dame. Ich kenn den Fahrplan dieser Buslinie auswendig- Die A. kommt immer mit dem Bus und ich warte dann auf sie, deshalb verät mir ein Blick auf die Uhr wann sein Bus kommt - 10 Minuten muss er noch warten.

Ich geh unschlüssig 3 Schritte weiter, hinter die Wand, damit er mich nicht bemerkt - soll ich zu ihm hin, oder rauf spazieren zu meiner Arbeit?
Ein hin und her - ein her und hin. Zu spät kommen wär ja kein Problem, der Bus ist früher dran und auf die 10 Minuten kommt es nun auch nicht mehr an. Warum diese Feigheit? Ich weiß, wenn ich jetzt nicht hingeh, dann frag ich mich den ganzen Tag während der Arbeit, was er mir wohl erzählt hätte. Was er mich gefragt hätte und was er zu mir gesagt hätte...

Ein komisches Gefühl im Bauch.

Geh ich hin ? Geh ich nicht hin?



Ich geh hin...

...schließlich ist er ja mein Vater




Ich weiß nicht, ob ich seine Augen hab, oder die seiner Mutter, seines Vaters oder was weiß ich... ich glaub ich hab seine, doch es war nicht gut erkennbar, denn seine sind Matt - so ganz ohne Glanz .

Ganz ohne Lebensfreude.
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